Aufgrund des steigenden Betreuungsbedarfs war eine Erweiterung des St. Marien-Kinderhauses notwendig. Da bei den genutzten Häusern der Mietvertrag auslief, musste ein neuer Standort gefunden werden. Mit dem Gelände der Stoll Vita Stiftung fand sich eine zentrumsnahe Lösung. Zwei bereits bestehende Gebäude sollten mit in die Planung einbezogen werden. Ein 3. Gebäude durfte abgerissen werden und machte somit Platz für einen markanten Erweiterungsbau.

In der sehr heterogenen städtebaulichen Situation zwischen Supermärkten, Schönheitsklinik und einem Fast Food Restaurant, nimmt sich das neue Kinderhaus sowohl in der Form- als auch in der Farbgestaltung bewusst zurück und trägt somit zur städtebaulichen Beruhigung bei. Die bestehende grenzbegleitende Mauer bleibt weitestgehend bestehen und wird als Chance verstanden. Zum einen schützt sie den Außenspielbereich vor dem Lärm der umgebenden Straßen und Parkplätze, zum Anderen wird sie zum gestalterischen Element. Einer kleinen Vitrine gleich schiebt sich ein roter Kubus durch die Mauer, gewährt Einblicke und Ausblicke, macht neugierig.

Der Neubautrakt ragt frei über die Mauer und markiert somit den zentralen Zugang aufs Gelände. Die Gebäude gruppieren sich um einen winkelförmigen Innenhof, der durch Niveauunterschiede und Bepflanzungen reichlich Gelegenheit zum Entdecken und Verstecken bietet. Dieser zentral gelegene Außenbereich verbindet alle Gebäude miteinander und öffnet sich zum Außengelände hin.

Das Herz des Gebäudes ist ein großer lichtdurchfluteter Bistrobereich mit angrenzendem Mehrzweckraum. Beide Bereiche öffnen sich zum Innenhof hin und sind vielseitig nutzbar für Bewegungsspiele, Schulungen, Versammlungen und Feste. Während die Gruppenräume farblich bewusst zurückhaltend gestaltet sind, um dem Gestaltungspotential der Nutzer Raum zu lassen, sind in den weiteren Räumen die Farben bewusst intensiv gesetzt. Die einzelnen Gruppenräume sind jeweiligen Schwerpunkten wie z.B. der Holzwerkstatt, dem Malatelier, der Entdeckerwelt und der Schreibwerkstatt zugeordnet und finden in der Gestaltung der Räume jeweils ihre architektonische Entsprechung.

Insgesamt finden 124 Kinder in 6 Gruppen Platz, davon werden 20 Kinder in zwei Kleinkindgruppen (U3-Gruppen) betreut.

Planungsbeginn: 2011
Baubeginn: 2012
Fertigstellung: 2013
Bauweise: Massivbau
Flächen: 1.050 qm NGF
Heizung: Kraftwärmekopplung
Bauherr: Stadt Waldshut-Tiengen, vertreten durch Dipl. Ing. Architekt Martin Gruner
Architekt: Henning Musahl, Waldshut-Tiengen

Kinderhaus St. Marien in Waldshut